Episode 7: Mit Gerd Kempermann über Gehirn und Bewegung

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Gerd Kempermann
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Nicola Wessinghage

Gehirnaktivität und Bewegung – dass es da einen Zusammenhang geben muss, scheint unumstritten. Menschen, die kreativ sind, berichten, dass ihnen beim Gehen die besten Gedanken und Ideen kommen. Vokabeln und Texte können viele besser im Gehen lernen. Intensive Gespräche lassen sich gut im Gehen führen, und viele entdecken neue Perspektiven, wenn sie beim Gehen über Probleme nachdenken.

Prof. Dr. Gerd Kempermann arbeitet am Forschungszentrum für Regenerative Therapien an der TU Dresden und ist Sprecher des Dresdner Standorts des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Er hat im Team mit anderen Forschenden herausgefunden, dass Bewegung und gleichzeitige Anreize („intellektuelle Stimuli“) die Bildung von neuen Nervenzellen im erwachsenen Gehirn anregen können. Unser Gehirn ist für Bewegung geschaffen – und Bewegung ist gut für unser Gehirn.

Im Gespräch mit Gerd Kempermann geht es um seine grundlegende Entdeckung: die Bildung von Nervenzellen im erwachsenen Gehirn (adulte Neurogenese) im Hippocampus. Wir sprechen darüber, wie es damit zusammenhängt und sich biologisch erklären lässt, dass Gehen so positive Auswirkungen auf die Gehirnaktivität hat. Gerd Kempermann erklärt Phänomene, die wir alle im Alltag beobachten können: Wie kommt es, dass ein bestimmter Rhythmus beim Gehen besonders aktivierend wirkt? Warum erinnern wir uns an bestimmte Inhalte, wenn wir an bestimmten Orten sind? Wie kann uns regelmäßige Bewegung gekoppelt mit einer reizreichen Umgebung vor Demenzerkrankungen schützen – und wo liegen die Grenzen dessen, was wir damit erreichen können?

Links:

Prof. Dr. Gerd Kempermann an der TU Dresden – Profilseite

Prof. Dr. Gerd Kempermann, Sprecher des Dresdner Standorts des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen – Profilseite

It’s a superpower: how walking makes us healthier, happier and brainier. Artikel über den Neurobiologen Shane O‘ Mara im Guardian, von Amy Fleming, 28.7.2019

Studie zu Londoner Taxifahrern, Originalquelle

„Wieso Londons Taxifahrer mehr graue Zellen haben“ – Bericht über die Studie zu Londoner Taxifahrern auf Spiegel.de vom 9.12.2011

Studie zur Untersuchung der Wirkung von Gehen auf kreative Leistungen, Originalquelle im Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 40(4)

Bericht über die Studie zur Untersuchung der Wirkung von Gehen auf kreative Leistungen von Nadja Podbregar auf wissenschaft.de, 25. April 2014

Tipps zum Lesen und Hören:

Gerd Kemperman: Die Revolution im Kopf. Wie neue Nervenzellen unser Gehirn ein Leben lang jung halten. Droemer 2016.

Hirn und HeinrichPodcast des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Episode 2 mit Prof. Dr. Gerd Kempermann

Campus Talks, BR, von Alpha (ARD Bildungskanal): Prof. Dr. med. Gerd Kempermann: Bewegtes Gehirn — glücklicher Mensch? 16.11.2020

Johann Gottfried Seume – Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Deutscher Taschenbuch Verlag 1997.

Thomas Bernhard – Gehen. Suhrkamp Verlag 1971

Was sich aus dieser Folge mitnehmen lässt:

• Wie das Gehirn an besonderen Stellen neue Nervenzellen bildet – und die Erkenntnis, dass Bewegung und besondere Anreize diese Neubildung fördern

• Warum gleichmäßig, zügiges Gehen für die Gehirnaktivität gut ist.

• Wie sich das Gehirn verändert, wenn wir gehen.

• Warum Gehen vor Demenz schützen kann.

• Wo die Grenzen der positiven Beeinflussung der Gehirnaktivitäten liegen.

Weitere Informationen zum Podcast “Lob des Gehens” und Hinweise auf weitere Podcasts, Bücher und Links zum Thema Gehen auf der Website: www.lob-des-gehens.de

Der Podcast bei Instagram: @lob_des_gehens

Musik: “Walking Dub” von Mastermind XS aus Saarbrücken von ihrem Album “Keep on moving”, erschienen unter der Creative-Commons-Lizenz 4.0 (CC BY-NC-ND 4.0).

Ich freue mich über Feedback an mail(@)lob-des-gehens.de oder in den Kommentaren auf der Website.